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© Lars Bergengruen

Kirchen und Kapellen im Südviertel

Herz Jesu Kirche, Lannesdorf

Von einer Kirche in Lannesdorf ist zum ersten Mal im Liber Valoris, einem Güterverzeichnis aus dem 14. Jahrhundert, die Rede, jedoch bereits mit dem Hinweis, dass die einst errichtete Kirche oder Kapelle nicht mehr vorhanden sei. In einem Kirchenregister des Kölner Erzbischofs Friedrich von Saarwerden (1370-1414) wird wieder eine Kirche zu Lannesdorf erwähnt. Aber auch diese Kirche, von der weder Aussehen noch Lage bekannt ist, verschwand wieder.

Erst im 18. Jahrhundert besaß Lannesdorf eine heute genauer bekannte Kapelle. Sie war der heiligen Anna geweiht und stand an der Ecke Kirchberg / Lannesdorfer Straße bis zum Jahre 1875, in dem sie abgerissen wurde. Ihre Glocke kam als Pausenglocke an die vier Jahre vorher errichtete Volksschule. Die Stelle, wo einst die Annakapelle stand, kennzeichnet jetzt noch ein im Jahre 1882 errichtetes Gedenkreuz am Anfang des Kirchbergs.

Der Entschluss, die baufällig und zu klein gewordene Kapelle durch eine neue, größere Kirche zu ersetzen, wurde 1868 gefasst. Das Geld dazu musste aus Spenden aufgebracht werden. Den Anfang machte Marianne Walbröhl mit einer Stiftung von 1800 Talern. Der Männergesangverein Cäcilia gab ein Konzert, das 900 Mark einbrachte.

Im Jahre 1871 beginnt die Gemeinde in Lannesdorf mit dem Bau einer Kirche im neugotische Stil, der acht Jahre später fertiggestellt wird. 1933 wird die Kirche, deren Fundamente sich gesenkt hatten, saniert und bei dieser Gelegenheit gleich nach Süden hin erweitert. Der angrenzende freistehende Glockenturm wurde 1957 errichtet und in den darauffolgenden Jahren mit insgesamt fünf Glocken bestückt. Doch aufgrund des schlechten Fundaments, auf dem die Kirche immer noch stand, wurden Mitte der sechziger Jahre erneut bauliche Mängel festgestellt, die nur noch einen Neubau der Kirche zuließen. Der Glockenturm war von diesen Mängeln nicht betroffen und konnte bestehen bleiben. Lediglich sein Dach wurde dem Neubau der Kirche angepasst.

Dieser wurde wegen des unsicheren Baugrunds vom Bad Godesberger Architekten Peter Rieck in Sichtbetonbauweise geplant. Der kurze, breite Innenraum der neuen Kirche bietet 370 Sitzplätze, 50 davon auf einer Empore, auf der die 1955 von der Firma Romanus Seifert aus Kevelaer erworbene Orgel mit zwanzig Registern wieder aufgebaut wurde. Der Chorraum selber ist um zwei Stufen erhöht. An seiner Rückseite ist eine Kreuzigungsgruppen angebracht, die 1935 von der Bonner Münsterpfarrei erworben und anschließend reastauriert wurde.

Da der natürliche Baugrund nach Süden stark abfällt, mussten dort die neuen Fundamente und Mauern besonders tief angelegt werden. Dadurch bot sich die Möglichkeit, in diesem Bereich noch eine kleine Unterkirche zu schaffen. Für das Pfarrzentrum bot das Grundstück allerdings keinen Platz mehr, sodass es genauso wie der Kindergarten Anfang der siebziger Jahre der Kirche gegenüber auf der anderen Straßenseite errichtet wurde. Der Neubau der Kirche selber wurde am 10. April 1977 geweiht.

Quellen: Walter Haentjes, Geschichte der Pfarrgemeinde Lannesdorf, Godesberger Heimatblätter #1, 1963; Peter Rieck, 30 Jahre Pfarrkirche St. Albertus Magnus im Pennenfeld - 20 Jahre Pfarrkirche Herz Jesu in Lannesdorf, Godesberger Heimatblätter #35, 1997; Fotos: Lars Bergengruen, 2008

Bilder: © Lars Bergengruen