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Kultur der Achtsamkeit

Respektvolles Miteinander nachhaltig schulen und fördern

Seit 2013 hat die Katholische Kirche in Bad Godesberg weit über 400 Freiwillige in ihren Gemeinden für das Thema „Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen“ durch Schulungsmaßnahmen sensibilisiert.

In aufwendig entwickelten Blended E-Learning Programmen, die zusammen mit der Präventionsabteilung im Erzbistum Köln aufgesetzt wurden und in den intensiven Präsenzschulungen, welche mehrheitlich junge Erwachsene besuchen, wird schnell deutlich, dass es sich bei dem Thema Prävention zunächst um eine Haltung des Hinsehens und Wahrnehmens handelt.

An den kürzlich stattgefundenen vier Tagesveranstaltungen im Pfarrzentrum St. Marien waren überwiegend neue Jugendleiterinnen und Jugendleiter anwesend. Monika Schardt, Schulungsreferentin für Prävention im Erzbistum Köln, welche die Präsenzschulungen bereits im zweiten Jahr für die katholischen Gemeinden in Bad Godesberg durchführte, merkte an: „Es ist schon beachtenswert, dass von fast 70 Teilnehmenden allein 60 junge Erwachsene im Alter von 15-21 Jahren sind; zeigt dies doch, welch hohe Priorität nicht nur die Kinder- und Jugendarbeit generell hier hat, vor allem auch die Prävention von Schutzbefohlenen. Es hat mir viel Freude bereitet, mit diesen Gruppen zu arbeiten!“ Junge Menschen bilden jährlich die größte Gruppe an zu schulenden Freiwilligen im Seelsorgebereich. Darüber hinaus kommen die zahlreichen Engagierten im Bereich Erstkommunion- und Firmkatechese hinzu, Büchereiteams, Lesepaten der Bürgerstiftung Rheinviertel, das Bistroteam am Treffpunkt Herz Jesu, selbstverständlich auch die hauptamtlich Mitarbeitenden der Kirchengemeinden, alle, die für minderjährige Schutzbefohlene als „Beschützer“ in Frage kommen.

Standards, die den Bestimmungen des Bundeskinderschutzgesetzes entsprechen, wurden in den letzten Jahren in den Diözesen institutionalisiert. Demnach müssen Freiwillige wie Hauptberufliche, die mit minderjährigen Schutzbefohlenen arbeiten, u.a. ein Erweitertes Führungszeugnis vorweisen, das nicht älter als drei Monate ist. „Für potentielle Täter, die sich bei uns Zugang verschaffen wollen, müssen solche präventiven Maßnahmen eine abschreckende Wirkung haben“, erläutert Pastoralreferentin Carmela Verceles, eine von drei Präventionsfachkräften im Seelsorgebereich Bad Godesberg, und fügt hinzu „in erster Linie möchten wir unseren eigenen Ehrenamtlichen wie den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen das Gefühl der Sicherheit geben.“

Der Effekt lässt nicht lange auf sich warten, denn geschulte junge Menschen wie auch Erwachsene werden achtsamer im Umgang miteinander, schauen genauer hin und reflektieren ihr eigenes Verhalten. Monika Schardt fasst zusammen: „Sichere Räume für Kinder und Jugendliche zu schaffen, in welchen Wertschätzung und Achtsamkeit den Umgang miteinander prägen, darin möchte ich die Menschen bestärken und ermutigen!“ Abschließend stellt der 16jährige Carl mit klaren Worten fest: „Schon krass, wie ein Täter vorgehen kann und sich das Vertrauen von Kindern erschleicht – nicht mit meinen Gruppenkindern!“ und richtet sich beschützermäßig auf. Und Jungleiterin Johanna meldet schließlich zurück: „Irgendwie haben wir alle eine klare Vorstellung von Missbrauch, aber sich mal unterschiedliche Situationen genau anzuschauen, war echt hilfreich für mich, wo Grenzverletzungen schon beginnen können, was o.k. oder ein No-Go ist.“

Die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen im Bereich (sexualisierter) Gewalt bleibt nach wie vor aktuell und muss stetig weiterentwickelt werden, denn im kommenden Jahr steht der Seelsorgebereich Bad Godesberg vor der großen Herausforderung, in die Nachschulungs- und Vertiefungsphase überzugehen. Erste inhaltliche Ideen wurden bereits kommuniziert: Stress-, Aggressions- und Konfliktbewältigung, Mobbing und Kommunikationsformen auf Augenhöhe.

Bilder: © privat